QUALITÄTSSICHERUNG IM OP
Eine Grundlage für die Ausbildung der Pflegenden, auch im Operationsdienst, bildet das Krankenpflegegesetz in der Fassung vom 4.6.85.
Dort werden u.a. in § 4 : ”die sach- und fachkundige, umfassende geplante Pflege des Patienten” und
”gewissenhafte Vorbereitung, Assistenz und Nachbereitung bei Maßnahmen der Diagnostik und der Therapie” als Ausbildungsziele genannt.
Für die Arbeit im Operationsdienst bedeutet dies:
1.Alle Vorbereitungs-, Überwachungs- und Nachsorgemaßnahmen am Patienten
bei operativen Eingriffen finden unter Beachtung der erforderlichen Schritte des Pflegeprozesses statt.
2.Die Vor- und Nachbereitung der Operationseinheit einschließlich der zur
Operation benötigten Instrumente, Materialien und Geräte hat als technisch orientierte Tätigkeit einen hohen Stellenwert und ist mit großer Sorgfalt durchzuführen.
3.Zur Unterstützung der operativen Gruppe vor, während und nach der Operation
wird ”Springertätigkeit” geleistet; hierzu bedarf es pflegefachlicher,
organisatorischer und technischer Kenntnisse und Fertigkeiten.
4.Fach- und sachkundiges, situationsgerechtes Instrumentieren beinhaltet im
Wesentlichen die Unterstützung der ärztlich operativen Tätigkeit. Ein besonderer Aspekt dabei ist die hohe Verantwortung für die Sicherheit des Patienten in
Bezug auf die Zählkontrolle benutzter Tupfer, Nadeln und andere Materialien.
5.Planung und Organisation des Arbeitsablaufes ist das Management des
OP-Betriebes. Nie darf der Patient als Mittelpunkt des Geschehens aus dem Blickwinkel verschwinden. Er ist ”das Maß der Dinge”, der das Handeln aller
Berufsgruppen bestimmt.
6.Systematische, pflegerisch- und qualitätsorientierte Anleitung von Mitarbeiter/
-innen, Weiterbildungsteilnehmer/-innen und Krankenpflegeschüler/-innen ist ein Anspruch, der mit viel Engagement umgesetzt werden muß. Die Qualitäts-
sicherung benötigt klare Vorbilder mit fachlicher Kompetenz.
Für den Einzelnen bedeutet Qualitätssicherung, sich Regeln für das berufliche Handeln zu geben und diese auch einzuhalten. Das bedeutet:
Jede Pflegeperson ist für die Sicherung der Qualität ihrer Tätigkeiten selbst verantwortlich!
Als Qualitätsmaßstab dienen Regeln, d.h. Standards mit entsprechenden Kriterien, Leitlinien und Arbeitsanweisungen.
Qualitätsverantwortung ist nicht delegierbar.
Das bedeutet, jede Pflegeperson im OP muß selbst die Qualität ihrer Tätigkeit
garantieren. Persönliches, engagiertes und professionelles Handeln bildet die Grundlage für die Sicherung und Verbesserung der Qualität.
Der Mitarbeiter ist der entscheidende Qualitätsfaktor im OP !
Wie funktioniert Qualitätssicherung, was können wir tun ?
Es ist nicht nur zu fragen, ob das OP-Pflegepersonal gute Qualität leistet,
sondern, wie man gute Qualität beweisen und durchschaubar machen kann.
Lt. DIN EN ISO 9000 (*)ist Qualität das Verhältnis zwischen realisierter und geforderter Beschaffenheit.
Um hierzu Vergleichs- und Kontrollmöglichkeiten zu erreichen, ist die Schaffung von Pflegestandards unumgänglich
”Pflegestandards sind ein professionell abgestimmtes Leistungsniveau das den Bedürfnissen der damit angesprochenen Bevölkerung entspricht” (WHO)
In unserem Fall ist die angegebene Bevölkerung der/die Patient/in im Operations-
bereich. Im Rahmen der internen Qualitätssicherung, d.h. innerhalb eines KrKhs oder Abteilung müssen Standards entwickelt werden, die den Abläufen in einer OP-Abteilung entsprechen.
Wie erreicht man Standards?
1. Feststellung der pflegerischen Abteilungswerte:
d.h. alle OP-Pflegekräfte setzen sich zusammen und diskutieren die
gemeinsamen Werte und Ziele, welche durch gesetzliche Rahmen, Normen oder Vorschriften beeinflußt werden. z.B.: - patientenorientierte Arbeitsabläufe
- Sicherheit für den Patienten - Sicherheit während der Arbeit (Schutz vor Verletzungen / Infektionen) - klare Regelung der Verantwortung und Kompetenz
- gute Fortbildungsmöglichkeiten
2. Themenwahl
- muss mit Bedacht erfolgen, da sonst Überforderung des Personals
- nicht zu umfassende Themen auswählen - mehrere Probleme nacheinander auswählen - z.B. Patientenbestellung u. Übergabe // Patientenlagerung
3. Feststellen der Kriterien (Standards)
Formulierung von Kriterien, die es ermöglichen, den Standard zu erreichen nach RUMBA:
R = relevant (muß wichtig sein und zur Thematik gehören) U
= understandable (verständlich für alle MA) M = measurable (soll meßbar und überprüfbar sein) B
= behavioral (beobachtbare Verhaltensweisen beschreiben) A = attainable (soll erreichbar und realistisch sein)
4. Datensammlung/Informationssammlung
Hier gilt es den IST-Zustand innerhalb der Abteilung zu ermitteln, und festzu-
stellen, ob es Abweichungen zur gewünschten Qualität gibt. Hier hat sich die Beobachtung mit Hilfe von erstellten Checklisten als
hilfreich erwiesen. Man sollte auch einen Zeitrahmen festlegen (z.B. 1 Wo.)
5. Prüfung
Hierdurch sollen Schwachstellen aufgedeckt, und damit die Verhütung und Vermeidung von Fehlerquellen gewährleistet werden.
6. Schlußfolgerungen ziehen
In der MA-Besprechung erfolgt die Darstellung der Ergebnisse und ihre
Hintergründe für alle Beteiligten sowie Vorschläge für Veränderungen und die Entwicklung von Strategien zur Umsetzung derer.
7. Änderungen
wenn mehrere Dinge geändert werden sollen/müssen, ist eine Prioritätenliste zu erstellen.
Andere MA in der eigenen Abteilung, MA des Anästhesie und der ärztliche Dienst müssen über die Art und den Zeitpunkt der Veränderung informiert werden.
Es kostet viel Zeit Standards und Kriterien zu erstellen. In Kriterien soll nicht Fachliteratur wiederholt werden.
Das Sichten von vorhandenen Materialien bedeutet Arbeitserleichterung und Zeitersparnis.
Nicht zuvergessen ist, daß das Erfassen von Kritierien nach allgemein gültigen
Pflegerichtlinien zu erfolgen hat, die Erstellung von Standards jedoch, die spezifischen Gegebenheiten der jeweiligen Operationsabteilung berücksichtigt.
Wie die Kriterien sollen auch die Standards verständlich, sinnvoll,
meßbar, überwachbar und durchführbar sein (RUMBA)
Sie müssen also so definiert werden, daß die Differenz zwischen Ideal und Wirklichkeit nicht zu groß ist.
Folgende Standards können zwecks Durchführung der Qualitätssicherung im OP erstellt werden (kein Anspruch auf Vollständigkeit) :
Einschleusen des Pflegepersonals
Patientenbestellung und Übergabe
Einschleusen und Präoperative Vorbereitung
Patientenlagerung
Chirurgische Händedesinfektion und Einkleiden der instrumentierenden Pflegekraft
Saalvorbereitung
Hygienisches Arbeiten
Steriles Arbeiten
Zählkontrolle der in den Körper des Patienten eingebrachten Nadeln, Instrumente, Bauchtücher und sonstiger Verbandstoffe (Tupfer)
Patientendokumentation
Versorgung des Wundgebietes
Postoperative Versorgung des Patienten
Ausschleusen des Patienten
Beitragen zur Qualitätsicherung neben der Definition und Einführung von
Standards, bzw. standardisierten Handlungsabläufen können unter anderem auch:
- mehr Kommunikation mit den MA der Stationen und der Anästhesie - enge Zusammenarbeit mit der innerbetrieblichen Fortbildung (IBF)
- laufende MA-Schulung in Form von Vorträgen und Referaten - regelmäßige externe Fortbildungen - Motivation der MA - Praxisanleiterseminare - regelmäßige Dienstbesrpechungen
Die Einführung sogenannter QUALITÄTSZIRKEL mit regelmäßigen Zusammen-
künften hat sich bereits in vielen Kliniken bewährt und zu einem positiven Ergebnis bei der Etablierung der Qualitätssicherung geführt. Es ist jedem Krkhs freigestellt,
solche Zirkel einzuführen, viele jedoch werden dem Beispiel anderer folgen.
Abschließend ist festzustellen, Qualitätsicherung dient also zur Darstellung der
Pflegequalität und ermöglicht die Pflegeleistung im OP zu dokumentieren und ermöglicht eine gute Eigenkontrolle.
Ich hoffe ich habe darstellen können, daß die Einführung und Etablierung von
Qualitätssicherung nicht nur im klassischen Pflegebereich, sondern auch in einem hoch spezialisierten und technisierten Arbeitsfeld, wie dem der Operations- abteilung, möglich ist.
* DIN EN ISO 9004 beinhaltet die internationalen Normen des Qualitätmanagements und Elemente eines Qualitätssicherungssystemes
Literatur: SPERL, D. ”Qualitätssicherung in der Pflege” Schlüeter’sche Verlagsanstalt Hannover 1994
Leitfaden zur Einführung von Qualitätssicherung pflegerischer Arbeit im Operations-
dienst, Bd. 83 Schriftenreihe des BM für Gesundheit Nomes Verl.Ges. 1997
ETHICON OP FORUM ”Praxis der Operationsschwester” Band: ”Einführung” Fa. ETHICON GmbH Hamburg 1995
Autor: Wolfgang Reim stv.ltd. OP-Fachkrankenpfleger - Zentral-OP - Kreiskrankenhaus Bad Hersfeld GmbH
Seilerweg 29 36251 Bad Hersfeld WReim@t-online.de
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